Rätselhafter Flüssigkeit auf der Spur
Feuerwehr Frankfurt hilft, Inhalt von 140 Jahre altem Fläschchen zu analysieren

Vor wenigen Wochen wurde bei Sanierungsarbeiten an der Spitze der Dreikönigskirche in Frankfurt am Main ein Fläschchen mit einer gelblichen, leicht trüben Flüssigkeit gefunden. Das Fläschchen befand sich in einer Zeitkapsel unter der Kirchturmspitze. Schnell wurden Vermutungen laut, es könnte sich um eine Probe Apfelwein handeln, denn Apfelwein gilt seit über 250 Jahren als Frankfurter Nationalgetränk. Doch beweisen konnte man diese Theorie nicht.
Da sich der Flakon nicht öffnen ließ, unterstützte der Sonderdienst Umwelt und Sicherheit der Frankfurter Berufsfeuerwehr mit modernster Technik bei der Analyse des historischen Fundstücks. Das Raman-Spektrometer FirstDefender RM wird normalerweise verwendet um unbekannte Chemikalien und Gefahrstoffe zu identifizieren. Jetzt wurde der Inhalt des rund 140 Jahre alten Glasbehälters untersucht ohne ihn zu beschädigen.
Das Ergebnis: Die Flüssigkeit enthält Ethanol (Alkohol) und einen Süßstoff. „Damit ist das Rätsel der flüssigen Botschaft aus dem 19. Jahrhundert noch nicht gelöst“, sagte Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff. „Aber die These, dass unsere Vorfahren als Zeugnis der damaligen Lebenskultur ein Pröbchen mit Ebbelwei hinterlassen haben, ist zumindest nicht widerlegt.“
Fläschchen stammt aus Zeitkapsel
Das Fläschchen wurde im Zuge von Sanierungsarbeiten am Turm der Frankfurter Dreikönigskirche entdeckt. In der Kugel unter dem Kreuz befanden sich zwei Zeitkapseln mit historischen Dokumenten, drei Münzen und dem besagten Flakon. Die Funde stammen aus dem Jahr 1880. In diesem Jahr wurde die Kirche am Sachsenhäuser Mainufer fertiggestellt. Da sich der Glasbehälter nicht öffnen lässt, ohne ihn zu zerstören, wird der Inhalt wohl vorerst ein Geheimnis bleiben. Dank der Unterstützung der Experten bei der Branddirektion gibt es jetzt aber immerhin einen kleinen Anhaltspunkt.
Flakon kehrt an Fundort zurück
Voraussichtlich Ende Oktober werden die Sanierungsarbeiten an der Kirche abgeschlossen sein. Dann wird das Fläschchen zusammen mit den anderen Fundstücken und zeitgenössischen Dokumenten in eine neu angefertigte Zeitkapsel gepackt und wieder in die Kugel gelegt. Diese wird mit dem restaurierten Kreuz und dem Wetterhahn wieder an die Turmspitze zurückkehren. „Dort bleiben die Gegenstände dann hoffentlich mehrere Jahrzehnte lang“, sagte Bergerhoff. „Denn nach der umfassenden Sanierung wird es so schnell keinen Anlass mehr für Arbeiten an der Turmspitze geben."